Revolver 37

Wie viel Demut verträgt Kunst eigentlich? Sind nicht der Mut zum Größenwahn und Demut zwei Antipoden, die es erstaunlicherweise braucht für ein Kunstwerk? So mancher predigt, man solle sich nicht so wichtig nehmen, die anderen machen lassen, das Fremde umarmen und echtes Wachstum zulassen. Hinter den Kulissen ist das Herrschen jedoch meist stärker vertreten als das Teilen. Gerade Filme entstehen nicht ohne massiven Kraftaufwand. Sie müssen verteidigt und am Leben gehalten werden. Sie existieren zuerst und zuletzt im Kopf und im Herzen einzelner Personen, die den ganzen Prozess steuern. Aber was bedeutet Demut in der Kunst dann? Demut vor dem, was abgebildet werden darf? Das Bewusstsein der eigenen Begrenztheit, im Denken, im Beobachten, im Gestalten? Das Bewusstsein, auf andere angewiesen zu sein? Würdigen, was andere erreicht haben?

Die Autoren und Gesprächspartner in diesem Heft widmen sich diesen Fragen und liefern ganz unterschiedliche Versionen einer Arbeitspraxis zwischen Demut und Hybris…

Die Redaktion

Interview: Thomas Heise
Jessica Hausner: Rede an der DFFB
Revolver Live! Matías Piñeiro
Saskia Walker: Ich bin nicht cinephil
Vincent Macaigne: SMS aus Köln
Franz Müller: Teppiche
Revolver Live! Myth/Document – Nina Menkes

Eric Rohmer: Zelluloid und Marmor

Aus dem Französischen von Marcus Seibert

2017, 192 Seiten, ISBN 978-3-89581-457-0
 
 

Das Manifest der Nouvelle Vague

1955 veröffentlichte Éric Rohmer in den Cahiers du cinéma eine Aufsatzreihe mit dem Titel Zelluloid und Marmor. Der junge Regisseur nahm in fünf Texten eine Standortbestimmung der »jungen Kunst« Film im Verhältnis zu Literatur, Malerei und Musik vor und erklärte das Kino zur Leitkunstform seiner Zeit. Die Essays, die Rohmer als seine filmtheoretische »Summe« bezeichnete, sind Pflichtlektüre für Cinephile, Medien- und Kulturwissenschaftler!

Zelluloid und Marmor enthält zusätzlich fünf lange Gespräche aus dem Jahr 2009, die Rohmers Biografen Noël Herpe und Philippe Fauvel rückblickend mit dem Regisseur zu diesen Texten geführt haben. Seine letzten Interviews zeigen den fast Neunzigjährigen als wachen Geist, der die Spanne seines Lebens mit ironischer Distanz überblickt.

»Rohmer lesen ist fast so gut wie seine Filme sehen!« Verena Lueken, FAZ

Weitere Verlagsinformationen

Revolver 36

Was ist das Kino anderes als der Versuch, die Welt neu zusammenzusetzen, Einstellung für Einstellung, Wort für Wort, in der Hoffnung, eine Form zu finden, in der alles Sinn ergibt? Aber wie man es dreht und wendet, am Ende lässt sich die Wirklichkeit nicht bündig machen. Und zeigt sich die Größe eines Filmes nicht gerade im Umgang mit jenem Rest, den Scherben und wandernden Splittern des Wirklichen? In der Hoffnung, mit dieser Frage im Hinterkopf die Lektüre zu erhellen:

Die Redaktion

Inhalt
Vorwort
Revolver Live! Axelle Ropert
Mariano Llinás: Ein paar Tricks von Lubitsch
Interview Werner Nekes: Was ist Zeit im Film?
Interview: Händl Klaus
Raymond Depardon: Empty Quarter
Revolver Live! Sergei Loznitsa

Revolver 35

Revolver war in seinen Anfängen kein cinephiles Projekt. Im Gegenteil hatten wir die bedingungslose „Liebe zum Kino” lange im Verdacht, Filmemacher von der Welt zu entfremden. Wir wollten keine „Grottenmolche” werden, sondern mit dem Kino ins Leben gehen, auf das Leben wirken. Wenn wir heute eine ganze Ausgabe der Cinephilie widmen – eine absolute Anomalie „Revolver 35“ weiterlesen

Revolver 34

Sollten wir heute andere Filme machen als gestern? Haben wir überhaupt eine Wahl, oder wird die neue Lage, der neue gute oder böse Geist, sowieso durch uns und unsere Filme hindurch atmen? Manche machen drei Filme im Jahr, immer am Puls der Zeit, Stachel im Fleisch einer Gesellschaft, oder wenigstens spielerische Ausprobierer in Form und Gefühl. „Revolver 34“ weiterlesen

Raymond Depardon: Irrfahrt

Depardon begibt sich auf ungewöhnliche Reise, ohne Ziel, ohne Plan, ohne Projekt — das ist das Projekt. Er wählt einen Foto­ap­pa­rat und eine Weitwinkeloptik aus und entscheidet sich gegen alle klassischen Regeln der Fotografie, den Horizont seiner Bilder stets in die Bildmitte zu nehmen und ausschließlich im Hochformat zu fotografieren — um sich im Hier und Jetzt wo  auch immer auf dieser Welt verorten zu können. Diese Ziel- und Regellosigkeit [besser: Antiregel] ermöglicht ihm die Irrfahrt, eine mo­derne Aben­teu­er­reise und ein Ankommen in der Gegenwart, das ihm die Eigen­ar­ten und „Raymond Depardon: Irrfahrt“ weiterlesen

Revolver 33

Was hat uns die Filmgeschichte zu sagen? Und wie können wir filmend, schreibend, mit ihr in Dialog treten? Die Möglichkeiten, das wird in den Gesprächen mit Serge Bozon, Miguel Gomes und Pedro Costa deutlich, sind mannigfaltig. Aber bei allen Unterschieden der Ansätze: Vergessen ist keine Option, für niemanden. Ohne Vergangenheit keine Zukunft. „Revolver 33“ weiterlesen

Max Ophüls: Spiel im Dasein

Alexander Verlag, Berlin/Köln, Februar 2015, kommentierte Neuasgabe mit einem Vorwort von Marcel Ophüls (Vorwort übersetzt von Marcus Seibert)

„Mit der Leichtigkeit, Eleganz und Intelligenz, die seine Filme auszeichnen, erzählt Ophüls von seiner Jugend im Saarland vor dem Ersten Weltkrieg, seinem Weg vom Schauspieler zum Regisseur – erst am Theater, dann im Film – und seiner Arbeit in der Weimarer Republik und den Jahren des Exils.“

www.alexander-verlag.de

Pierre Gras: Good Bye, Fassbinder!

Alexander Verlag, Berlin/Köln, Dezember 2014
übersetzt und herausgegeben von Marcus Seibert

Die erste umfassende Bestandsaufnahme des deutschen Kinofilms seit 1990 – kommt aus Frankreich!

Nach der Ära des Autorenfilms von Fassbinder, Wenders und Herzog in den siebziger Jahren überrascht heute ein neues, facettenreiches deutsches Kino, dem man auch international mit Interesse begegnet. Der Filmwissenschaftler und leidenschaftliche Kenner deutscher Filme Pierre Gras stellt das deutsche Kino seit 1990 in einem klar strukturierten und gut lesbaren Gesamtbild dar, in dem er einzelne Autoren vorstellt, die unterschiedlichen künstlerischen Strömungen und Schulen beschreibt, die diversen politischen und ästhetischen Ansätze sowie die filmwirtschaftlichen Gegebenheiten der aktuellen deutschen Kinolandschaft analysiert.

Mit Texten über Tom Tykwer, Wolfgang Becker, Christian Petzold, Angela Schanelec, Thomas Arslan, Christoph Hochhäusler, Benjamin Heisenberg, Valeska Griesebach, Maren Ade, Fatih Akin, Andreas Dresen, Hans-Christian Schmid, Thomas Heise, Volker Koepp u.v.a.

www.alexander-verlag.de

Ich mach Musik

„Wie bastle ich einen Kontrabass aus einer Kiste? Wie schnitze ich mir eine Flöte? Wie bekomme ich aus einer Flasche oder aus einem Kamm Töne heraus?

All diese Fragen und noch viele mehr beantwortet euch Marcus Seibert und zeigt euch, wie ihr aus einfachen Alltagsgegenständen die unterschiedlichsten Instrumente selber bauen könnt – von der Eierschneiderharfe über das Pfeil-und-Bogen-Berimbau bis hin zum Gartenschlauchhorn gibt es viel zu entdecken.“

www.perlen-reihe.at